Angefangen am: 26.10.2017; Verfasser: Franz Horn; (Entwurf)

Palästina, eine Reise ins gelobte Land

Als Bindeglied zwischen Afrika und Asien ewiger Brennpunkt von Religion und Krieg
29.09. bis 08.10.2017

Inhaltsverzeichnis:

1. Vorwort und Rückblick


2. Ankunft in Jaffa

Heute abend beginnt das Versöhnungsfest Yom Kippur (Autofrei und ruhig) und endet morgen abend.

3. Jaffa, Jona und die Dorchheimer Friedhofskapelle

Besichtigung von Jaffas Altstadt und Hafen.

4. Der letzte Tag in Jaffa

Schwimmen im Mittelmehr, Jaffas Künstlerviertel, Taxifahrt nach Tel Aviv

5. Tel Aviv, Jaffa, Caesarea, Haifa, Akkon und Nazareth

Allein für diese Tagesetappe muss normaler weise eine Woche eingeplan werden

6. Safed, Banyas, Mas'ada, Merom Golan

In Safed eine Synagoge besucht, die griechischen Ruinen an der Quelle des Banyas besichtigt, in Merom Golan bei den Blauhelmen

7. Galiläa und der See Genezareth

Beginn des einwöchigen Laubhüttenfestes, Tiberias am See Genezareth, Kapernaun, Judäische Wüste Jerusalem uvm.

8. Jerusalem Altstadt mit Tempelberg und Klagemauer

Für viele der Höhepunkt der Reise: Ölberg, Garten Getsemani, Tempelberg, Via Dolorosa, Grabeskirche auf Golgota uvm.

9. Jerusalem Neustadt und Bethlehem

Jerusalem Neustadt, Knesset (Menora), Israelmuseum mit Jerusalem-Modell, Bethlehem

10. Totes Meer und Massada

Zum Kibuz Almog, Totes Meer, Masada, Shoppen bei Ahava, Baden im Toten Meer und Ausglang am Strand von Tel Aviv

12. Eugen Drewermann


13. Stammbaum der Bibel


 


  Vorwort und Rückblick


  Wallfahrt oder Geschichtsexkursion?
  Natürlich waren es die Orte der Biebel, die in Kindertagen unsere Phantasien beflügelten, die wollten wir uns ansehen und das Wandeln auf den Spuren der Kreuzfahrer war ein nicht geringerer Grund, aber da war noch mehr:
  Angewidert von den Greultaten des Holokaust und fasziniert von einem kleinen Land, dass im 6-Tagekrieg 1967 seine Gegner in die Schranken wies, war das Interesse neben der Religion schon groß genug, für eine Reise ins Heilige Land. Wenn Dalia Lavi 1971 schwermütig von Jerusalem sang oder Adamo und Katja Ebstein in dem Lied Inch Allah von den Gefahren Jerusalems erzählten, wenn man dann noch neugierig war, wie wohl das Leben im Kibbuz sein möge, wurden die Weichen für die Reise schon in den 70er Jahren gestellt. Dass es noch fast vierzig Jahre dauern sollte, war damals nicht abzusehen.
Unser Reiseleiter Mark
  Für mich Persönlich konnte es nicht besser kommen, wir hatten einen sehr guten atheistischen holländischen Reiseleiter, den die Liebe seit 20 Jahren in dem Kibbuz Almog im Westjordanland (35km von Jerusalem zwischen Jericho und dem Toten Meer gelegen) festhielt. Mit seiner, ihm eigenen Art, den Wahrheitsgehalt des neuen und alten Testamentes zu hinterfragen, war er schon oft angeeckt.
  Das Liedchen "ohne Holland fahren wir zur WM", das wir ihm fröhlich darboten, lies ihn in eine tiefe Depression fallen und zeigt, wie viel Boshaftigkeit in jeder Menschenseele steckt aber zwei scheinbar alleinstehende, mitreisende Damen, erbahmten sich seiner und bauten ihn, am letzten Abend der Reise, wieder auf.
Rückblick
  Alles was Menschen im Namen der religion Heilig sprechen, ist mit äußerster Vorsicht zu genießen und dass im Heiligen Land auf absehbare Zeit kein Friede einkehren wird, ist eine Tatsache. Die Menschheit kann sich gerne darüber streiten, welche Religion das meiste Elend verursacht hat, aber wir Christen brauchen wahrlich nicht mit dem Finger auf andere zu Zeigen.
  Bei der Suche nach den Schuldigen des Konfiktes im Heiligen Land geht es mir wie bei der Suche nach Lösungen des Konfliktes: Die Gedanken drehen sich im Kreis.
  Kann es überhaupt Frieden geben oder kann der Friede auf Erden erst eintreten, wenn es keine Religion mehr gibt? Bezeichnender Weise brachte das größte Elend nicht die Kriege, die die Religionen gegeneinander ausfochten, sondern jene, die die Religionen untereinander ausfochten und meistens, ja ich glaube immer, war die Religion nur der Vorwand, der für die Kriege und das dadurch erzeugte Elend herhalten musste, denn eigentlich geht es immer nur um Machtinteressen und Einflussbereiche.
  Trotz alle dem, es war eine ganz besondere Reise die wir nie vergesen werden, je smehr Zeit vergeht um so bewuster wird uns dies und nicht zu vergessen, wir haben tolle Menschen kennen gelernt und neue Freunde gefunden.



  Ankunft in der uralten Hafenstadt Jaffa (Joppe)Übernachtung am 29.09.17 in Jaffa im Hotel Margosa

 
Jaffa im Sonnenuntergang. Dominierend auf dem Hügel steht das Kloster St. Peter, anrenzend an das Kloster befindet sich die Nuntiatur des Heiligen Stuhls für Israel (Wikipedia)


Das Bild von Old-Jaffa ist von der Seite Holyland Pilgrimage
  Jaffa, unser erstes Ziel im gelobtem Land
  Unser erstes Ziel in Israel war die uralte Hafenstadt, mit dem vielleicht ältesten Hafen am Mittelmehr. Im Hafen Jaffas, dass oft auch als Tor zu Jerusalem bezeichnet wird, wurde laut altem Testament das Holz für den ersten Tempel Jerusalems angeliefert. Salomo kaufte es von König Hiram von Tyrus und dieser schickte die gefällten Bäume - allesamt aus dem Libanon - u.a. auf Flössen über das Meer bis nach Jaffa.
  Einer Sage nach soll Jaffa (Joppe) von Japhet, einem Sohn des biblischen Noahs, nach der großen Flut gegründet worden sein. Die erste schriftliche Erwähnung finden wir vor 3500 Jahren, wo es in ägyptischen Schriften (Amarna-Briefe) als Yapu erwähnt wird.
  Der abendliche Spaziergang war überwältigend, diese Stadt zieht jeden, auch den nicht so geschichtlich interessierten, in ihren Bann, wozu das Künsterviertel in Historischem Gewand nicht unerheblich beiträgt. Hinter jeder Ecke lauert Geschichte, die man förmlich einatmen kann und mit Jaffa allein könnte man sicherlich einen hoch interessanten Reiseführer füllen. Ich konnte mir zu diesem Zeitpunkt nicht vorstellen, dass andere Städte im Heiligen Land diese Stadt noch übertreffen könnten, aber es kam anders und endete erst im finalen Höhepunkt der Reise, in Jerusalem.


  Ein paar geschichtliche Informationen über Jaffa

Archäologische Funde deuten darauf hin, das Jaffa schon 7500 Jahre vor Christus bewohnt war.
Griechische Tradition Ein Felsvorsprung nahe dem Hafen gilt als der Ort, wo Andromeda durch Perseus gerettet wurde.

1468 v. Chr., Kampflose Einnahme der Stadt Jaffa (Joppe) durch den ägyptischen General Djehuti in der Regierungszeit von Thutmosis III.
13. Jhd. v. Chr., Kanaaniter (Phöniziern) sind die ältesten bekannten Einwohner des syrisch-palästinensischen Gebietes (Kanaan).
12. Jhd. v. Chr., das Volk der Philister bewohnne die Küste des historischen Palästina
1000 v. Chr., Libanesische Holzlieferungvon Kg. Hiram von Tyrus an Kn Salomon für den Bau des ersten Tempels in Jerusalem.
Plinius der Ältere assoziiert den Namen mit Jopa, der Tochter von Aeolus, dem Gott des Windes.
1. Jhd. n. Chr., Der Apostel Petrus erweckt in Jaffa Tabita von den Toten und wohnt bei Simon dem Gerber


  Jaffa, Jona und die Dorchheimer FriedhofskapelleÜbernachtung am 30.09.17 in Jaffa im Hotel Margosa

 
Jom Kippur und der Krieg
  Gleich am ersten Tag unserer Reise die erste Besonderheit: heute abend ist der Beginn des 24-Stündigen Festes Jom Kippur, es ist der höchste jüdische Fest und dieses sogenannte Versöhnungsfest gab auch der vierten Millitärischen Auseinandersetzung im Nah-Ost-Konflikt 1973 seinen Namen, dem sogenannten Jom-Kippur-Krieg. Dieser Krieg begann mit dem Überfall Ägyptens und Syriens auf Israel und trotz, oder gerade wegen, Ramadan auf der Moslemischer und Jom Kippur auf der Jüdischen Seite und hat sich, gerade wegen der Missachtung dieser hohen religiösen Besonderheiten, tief in die Israelische Seele eingerannt.
  Jom Kippur heißt aber auch, dass das Jüdische Geschäftsleben zum erliegen kommt und keine Autos fahren dürfen. Der Taxifahrer hatte uns gestern gewarnt, dass wir und heute nichts kaufen könnten und dass alle Restaurants bis zum späten Abend, geschlossen hätten, er hatte uns aber nicht gesagt, dass in dem moslemischen Teil Jaffas, nur 150m von unserem Hotel entfernt, alles seinen gewohnte Gang ging und man hier alles bekommen konnte, was das Herz begehre.

800 Jahre Fransiskaner im Heiligen Land
  Am 11. Mai 1217 betraten die Franziskaner in Akkon zu ersten Mal den Boden des Heiligen Landes, dieses Jubiläum wird im Jahr 2017 von den Christen ausgiebig gefeiert und riesige Banner an Kirchen und Klöstern machen und immer wieder darauf aufmerksam. Es sei noch erwähnt das die Begegnung des Heiligen Franziskus mit Sultan Malek al-Kamil beim 5. Kreuzzug 1219 von großer Bedeutung für das Selbstverständnis der Franziskaner und ihrem Wirken im Heiligen Land ist.

Und der Wal spie Jonas an Land
  Ein großer Brunnen mit einem Wal war der Auslöser für eine Recherche und diese ergab, dass Jaffa auch der Ausgangspunkt für die Biblische Geschichte von Jonas und den Wal war.
  Jaffa ist also auch als der Ort bekannt, von dem Jona aus segelte, als er vor dem Ruf des Herrn floh, den Einwohnern Ninives Buße zu predigen (Jona 1:3). Wie die Geschichte uns erzählt, war Jonas Schiff in einen Sturm geraten, und er wurde über Bord geworfen. Er wurde von einem riesigen Fisch verschluckt und blieb für drei Tage in seinem Bauch.
  Diese Geschichte wird auch in einer 500 Jahre alten Wandmalerei in der Dorchheimer Friedhofskirche thematisiert, unser Vater Norbert Horn hat dies auch in dem ein oder anderen Artikel erwähnt und noch kurz vor seinem Tot haben mein Bruder Alexander und ich vor diesem Gemälde gestanden und über die Bildersparche des Mittelalters diskutiert.

 Die St. Antoniuskirche gehört auch den Franziskanern



  Der letzte Tag in JaffaÜbernachtung am 01.10.17 in Tel Aviv im Hotel Metropolitan

 




  Tel Aviv, Jaffa, Caesarea, Haifa, Akkon und NazarethÜbernachtung am 02.10.17 in Galiläa im Kibbuz Lavi

 




  Safed, Banyas, Mas'ada, Merom GolanÜbernachtung am 03.10.17 in Galiläa im Kibbuz Lavi

 
In Safed die Ari Ashkenazi Synagoge besucht, die griechischen Ruinen an der Quelle des Banyas besichtigt, Mittagessen bei den Drusen in Mas'ada, in Merom Golan bei den Blauhelmen auf Beobachtungsposten



  Galiläa und der See GenezarethÜbernachtung am 04.10.17 in Jerusalem im Hotel Prima Kings

 
Beginn des einwöchigen Laubhüttenfestes, Tiberias am See Genezareth, Kapernaun, Fahrt durch die Judäische Wüste nach Jerusalem wo wir noch am Abend am Abend mit Freunden auf Enteckungstour gingen und unter anderem die Klagemauer besuchten


  Jerusalem Altstadt mit TempelbergÜbernachtung am 05.10.17 in Jerusalem im Hotel Prima Kings

 
Für viele der Höhepunkt der Reise: Ölberg, Garten Getsemani, Stadtmauer mit seinen berühmten Toren, Tempelberg mit dem Felsendom und der Al-Aqsa-Moschee, Via Dolorosa, Grabeskirche auf Golgota uvm.


  Jerusalem Neustadt und BethlehemÜbernachtung am 06.10.17 in Jerusalem im Hotel Prima Kings

 
Jerusalem Neustadt, Knesset (Menora), Israelmuseum mit Jerusalem-Modell zur Zeit Jesu, den Schriftrollen von Qumran am Toten Meer, Yad Vashem wo sich auch Dorchheim eines unrühlichen Eintrages rühmen kann und danach nach Bethlehem in den Palästinensischen Autonomiegebieten



  Totes Meer und MassadaÜbernachtung am 07.10.17 in Tel Aviv im Hotel Metropolitan

 




  Dr. Eugen Drewermanns interessante Sichtweise über Jona und den Wal

 
Der folgende Beitrag ist aus der Seite http://thomasbehne.de/Arbeitsproben/Jona.htm kopiert, es handelt sich um die kommentierung des Vortrages von Eugen Drewermann vom 10.10.2001

Und der Fisch spie Jona an Land

Zur tiefenpsychologischen Deutung biblischer Geschichten


  "Und es erging das Wort des Herrn an Jona, den Sohn Amitthais: Auf gehe nach Ninive, der grossen Stadt, und predige wider sie; Denn ihre Bosheit ist vor mich gekommen". (Jona 1,1/1,2)
  https://www.bibleserver.com/text/LUT/Jona1


  "Wer das Buch Jona versteht, versteht das gesamte alte Testament", beginnt Eugen Drewermann am 10.10.2001 in der Urania seinen Vortrag über das 10 prophetische Buch "Jona" des alten Testaments. Wer also die Botschaft dieser 3 Seiten begriffen hat, verstehe auf welchen (einfachen) Grundlagen nicht nur das Judentum, sondern somit auch das Christentum und der Islam stehen.
  Eugen Drewermann, der Ende der 90er Jahre vor allem bekanntgeworden ist durch den Streit über die Abtreibungsfrage mit dem damaligen Paderborner Erzbischof Degenhardt (mittlerweile zum Kardinal ernannt), setzt sich für eine kritisch-historische Erforschung und Deutung der Bibelgeschichten ein. Denn die Bibel ohne Kritik, ohne geschichtliche Zusammenhänge, ohne gesellschaftliches Bewußtsein wirke wie Gift. Eine Bibel-"Deutung" nach Art der katholischen Führungselite, wo Jungfrauengeburt Jungfrauengeburt, Auferstehung Auferstehung, eine Wundertat eine Wundertat ist, zerstöre den Glauben. Schlimmer noch, kann man fortsetzen, eine Auffassung über ein religiöses Bekenntnis, die dieses "prinzipiell" über andere Bekenntnisse stellt, wie manche Bischhöfe nach Ansicht Drewermanns meinen und der Repräsentant dieser Religion, mithin also auch der Urahn jedes einfachen Christen, der übermenschlich ist, fördern Intoleranz, Arroganz und Ignoranz gegenüber fremden Glauben und in Folge, gegenüber fremden Kulturen. Und so müsse man auch das Buch Jona und alle übrigen Bibelgeschichten verstehen: als Dichtung, die im historischen Sinne falsch sei, auf einer anderen Ebene aber Wahrheiten transportiere. Wahrheiten über den Menschen im Allgemeinen, über das Selbst, über das Zusammenleben von Menschen. Als symbolische Ausdrücke von utopischen Zuständen, von Wünschen auf eine bessere Welt, aber auch von Elend und menschlichen Unzulänglichkeiten, die häufig eingebettet sind in (verfremdete) historische Kontexte und Ereignisse. Worum geht es im Buch Jona? Und warum nimmt diese kleine Geschichte für Drewermann eine zentrale Stellung in der Bibel ein?
  Es geht, ganz allgemein, um die Erkenntnis des eigenen Selbst und dessen Akzeptanz als Grundlage für Menschlichkeit.

  Eine prähistorische Satire
  Drewermann las den Text des Buches Wort für Wort vor, bat aber darum, weniger auf den Inhalt zu achten, als mehr auf den Schreibstil und die Gefühle, die dadurch in einem selbst ausgelöst werden. Unweigerlich achtet man aber nun doch auf den Inhalt, gerade wenn man die Geschichte noch nicht kennt. Und auch in Anbetracht eines Schreibstils, der mit unserer heutigen Prosa nicht mehr zu vergleichen ist, ist es schwer, überhaupt ein Gefühl beim Lesen oder Hören des Textes zu gewinnen; ein Umstand, der sicher auch auf die anderen Bibelgeschichten zutrifft und ein Grund sein könnte, weswegen man vor der Lektüre der Bibel eher zurückschreckt. So wie heute in Bezug auf z.B. Artikel in Zeitungen, führte Drewermann aus, sei auch bei den Bibelgeschichten das Genre oder der Stil, in denen sie überliefert sind, von großer Wichtigkeit. Denn die Bedeutung eines Textes sei stark abhängig davon, in welcher Form er erzählt wird: ob als reiner Prosatext, ob als Gedicht, als Märchen oder als Satire - der Inhalt kann der gleiche sein, aber die Bedeutung wandelt sich. Das Buch Jona sei in einfachster, fast naiver Sprache verfasst, jedoch voller zum Teil sarkastischem, aber liebevollem Hintersinn; wenn das Buch heute geschrieben worden wäre, wäre wahrscheinlich ein satirischer Essay herausgekommen. Und tatsächlich, nachdem Drewermann uns diese Deutung gegeben hat, sah ich den Text aus einer anderen, vielleicht weniger Bibel-respektvollen, Perspektive. Jona ist schon eine ziemlich lächerliche Figur: erst flieht er vor seiner Verantwortung, den Heiden in Ninive zu predigen ausgerechnet auf ein Schiff, dass nur so von Heiden wimmelt, dann verschließt er die Augen vor dem Unvermeitlichen (legt sich zum Schlafen hin), will dann lieber sterben und schließlich, als er im Grunde das erreicht hat, was er wollte und im Bauch des großen Fisches von allen und jedem für alle Zukunft zufrieden gelassen werden kann (oder um es tiefenpsychologisch zu deuten: den Raum der tiefsten Sehnsucht des Menschen gefunden hat - der Fischleib als Sinnbild für den Mutterleib), empfindet er diesen Zustand plötzlich als unerträglich (der Fischleib auch als Sinnbild für den "Gefängnisraum der Verzweiflung") und will mit einem Male doch das tun, was Gott ihm befahl. Doch nachdem er seinen Auftrag ausgeführt hat, ist er immer noch nicht glücklich, ärgert sich darüber, dass nur geredet und nicht gehandelt wird und verfällt am Ende in eine lebensverneinende zornige Grundhaltung. So gesehen muss man sich wirklich fragen, ist dieser Mensch eigentlich jemals zufrieden mit dem, was er tut?

  Die Bedeutung
  Gerade hinter dieser permanenten Unzufriedenheit Jonas und seiner lächerlichen Existenz verbirgt sich die Botschaft der Geschichte. Jona sind wir. Jona ist der Mensch, der permanent vor sich selber flieht, nicht wahr haben will, wie er wirklich ist, seine innersten Bedürfnisse und Bestrebungen nicht anerkennt, weil sie ihm irgendwie nicht in den Kram passen oder der etwas anderes darzustellen versucht, als er ist. Oder in den Worten von Albert Camus, den Drewermann mehrmals zitiert: ein Mensch, der sein innerstes Ich nicht anerkennt, lebt eine "Jona-Existenz". Dass aber eine Erkenntnis und Anerkennung des eigenen Selbst nicht so einfach ist wie es zunächst erscheint, zeigt sich spätestens in Jonas Reaktion auf Gottes ausbleibende Taten. Denn etwas tun oder auch eine Einstellung zu etwas entwickeln bedeutet noch lange nicht, auch mit voller innerster Überzeugung dahinter zu stehen. Denn wenn man wirklich zu dem Menschen geworden sei, der man ist, werde man zum wahren Christen (und man kann ergänzen, zum wahren Juden, Moslem, Hinduist...), so Drewermanns Folgerung. Das bedeutet, man handele, wie Gott es in dem Fall der Jona-Geschichte tut: mit Barmherzigkeit, Verständnis und Toleranz gegenüber anderen Menschen. Dann zählten Attribute wie Beruf, Herkunft, Nationalität, Glauben, Geschlecht, Alter usw. als Bewertung des Menschen nichts mehr.
  Diese Deutung der Jona-Geschichte beantwortet im Grunde die Frage, um die der Vortrag die ganze Zeit kreiste: "Wie ist wirklicher christlicher Glaube zu greifen und zu ergreifen?" Schließlich werden wir alle von Geburt an, durch die "Taufgnade", sozusagen automatisch zu Christen; das Christ-Sein ist naturalisiert. Aber wozu führt das Verständnis eines Gnadentums von Geburt an ohne einen Werdeprozeß? Es führt zu einem Exklusivitätsdenken: Wir (die Christen,...) vertreten die Wahrheit, wir sind im Recht, wir sind die besseren Menschen usw.; es führt dazu, dass man sich im Recht (Gottes) wähnend, Unrecht tut.
  Der Schritt zu den aktuellen Ereignissen ist nur klein und lag während des gesamten Vortrags förmlich in der Luft. Drewermanns Stellungnahme dazu war dann auch eindeutig: "Unendliche Gerechtigkeit paßt nicht auf endliche Menschen", "sind wir denn himmlische Chirurgen, die das Böse im OP beseitigen" oder den Roman Moby Dick heranziehend, der nach Meinung Drewermanns einige Parallelen zu dem Buch Jona aufweise: "es ist nicht möglich, das Böse zu jagen und zu bezwingen", man sorge dadurch nur für seinen eigenen Untergang.

  Der Vortrag
  Ein sehr beeindruckender Vortrag, in dem Drewermann sprunghaft von einem emotionalen Zustand in den entgegengesetzten wechselte; von einem extrem sanften, fast etwas naiven, Mitleid mit den "einfachen Menschen", die in ihrer Orientierungslosigkeit häufig "einfach nicht wissen, wo recht und links, gut und böse ist", bis hin zu einer bissigen Wut gegenüber der Unbeweglichkeit, Arroganz und Intoleranz vieler Kirchenvertreter. Auch ein Vortrag, der sehr informativ war, vor allem deswegen, weil Drewermann viele Seitenblicke auf andere literarische Werke warf, auf Camus, Kirkegaard, Melville und für den der historische Kontext wichtig ist. Mich beeindruckte vor allem Drewermanns Sprache und Sprachstil: Einerseits sehr erzählerisch-informativ, so dass man gerne und leicht folgen konnte, andererseits sehr weich, harmonisch und "friedfertig". So ist sein Stil auf einer ungewohnten, manche würden vielleicht einfach sagen: pastoralen, Sprachebene anzusiedeln und unterscheidet sich angenehm von dem, was man, gerade in jüngster Zeit, überall zu hören und zu lesen bekommt. Ich denke, eine solche Sprache sollte öfter gesprochen werden. Sie würde uns vielleicht ja auch eine andere Sicht auf die aktuellen Ereignisse erlauben, ohne dass man beim Diskutieren über Krieg und Frieden als Vertreter der zweiten Position ständig in "Argumentationsnot" gerät, wenn es um die Frage geht: "was würdest du denn tun?"


  Stammbaum der Bibel

 
  Sinn und Unsinn von Stammbäumen
  Über den Sinn und den Wahrheitsgehalt von Stammbäumen lässt sich trefflich streiten, aber in diesem Fall kann uns der Stammbaum von Josef, dem Ehemann von Maria, der Mutter Jesu, bis hin zu Adam und Eva, einen hervorragenden Überblick über den Chronologischen Ablauf der Bibel liefen. Es soll uns hier weiter nicht stören, dass in diesem Stammbaum vorkommende Personen schon mal ein biblisches Alter von 969 Jahren erreichen und mit 187 Jahren noch Kinder zeugten (Methusalah 1. Buch Moses; Kapitel 5; Fers 25, 26, 27), zumal man noch vor 500 Jahren auf dem Scheiterhaufen enden konnte, wenn jemand die Angaben im Alten Testament anzweifelte.
 "Die Erschaffung Adams" zwischen 1508 und 1512 (Sixtinische Kapelle)Michelangelo *1474; +1564
Adam oo Eva
Beginn der Schöpfungsgeschichte
laut Ussher: 23. Okt. 4004 v.C.
Sündenfall im Garten Eden

1. Moses 1:1-31
Kain
*3761 v. Chr.
1. Moses 4:1
Set
*3631
1. Moses 4:25
 "Kain erschlägt Abel ca. 1644" (Braunschweig Hz. Anton Ulr. Museum)
Gioacchino Assereto *1600; +1650 Genua
Mahalaleel
?
1. Moses 5:12
 Arche Noah
Methusalah
Zeugte mit 187 J. Lamech
und wurde 969 Jahre alt
1. Moses 5:21
Noah
+ ca. 29.Jhd v.C.
Erbauer der Arche
1. Moses 5:28
10
Ham
?
Japheth
?
11
Assur
Arphachsad
1. Moses 10:22
Lud
?
Aram
?
Put
Kanaan
?
Magog
Test
Madai
test
Javan
?
Thubal
?
Mesech
?
Thiras
?
12
Hul
Gether
Mas
Hevila
Sabtha
Ragma
Sabthecha
Anam
Lehab
Naphtuh
Pathrus
Kasluh
Kaphtor
Heth
Jebus
Amor
Girgos
Hew
Ark
Sin
Arwad
Zemar
Hamath
Magog
Thorgama
Thubal

Chitt

Dodan

 "Abraham opfert Isaak" 1542/43 (Venedig, Santa Maria della Salute)
Titiano Vecelli(o) 1487/90 – 1576
13
Dedan
Phil
Joktan
?
15
Almodad
1.Mose 10:26
Saleph
Hazarmaveth
Jarah
Hadoram
1.Mose 10:27
Usal
Dikla
Abimael
Saba
Hevila
Jobab
16
Abraham
+ ca. 19.Jhd v.C. Hebron
Urvater
1. Moses 11:26
Nahor
?
Haram
?
Saha (w)
?
20
Ismael v. Hagar
Stammvater d. Araber
?
1. Moses 16:15
Isaak v. Sara
Stammvater d. Juden
?
1. Moses 21:3
Simran v. Ketura
?
Joksan v. Ketura
?
1. Moses 25:2
Medan v. Ketura
?
Midian v. Ketura
?
Jesbak v. Ketura
?
Suah v. Ketura
?
21
Nebajoth
1.Mose 25:13
Kedar
Abdeel
Mibsam
Duma
Massa
Thema
Jetur
Naphis
Kedma
Basemath (w)
Mahalath (w)
1.Mose 28:9
Dedan
Epher
Henoch
Abida
Eldaa
22
23 03
xx
23 04
xx
23 13
23 14
23 23
23 24
23