Hier soll eine Biografie des Heimatforschers Norbert Horn (1911-1986) entstehen.
Christian Rick *1689 Gellershof †1768 Dorchheim
Anna Catharina Franz *? Oberhattert; +1765 Dorch.
min. 12 Kinder Keller im Marienstätterhof in Dorch.
Christian Rick *1723 Dorchheim †1793 Dorchheim
Maria Gertrud Colonia *? Koblenz; † Dorchheim?
Abt Bernhard II Colonia Schwester
Bernhard Rick *1769 Dorchheim †1814 Dorchheim
Geheiratet 1796 in Dorchheim (Schultheiß)
Letzter Keller im Marienstätterhof in Dorchheim
Karl Querrem
Anna Magdalena Kelbinger
Johann Bartholomäus Querrem *1708; †?
Maria Katharina Wüllenweber *1710 Irmtraut; †1785 Irmt
Johann Christian Quernheim *1748 Irmtraut; †1816
Anna Katharina Daum
Karl war mit hoher
Wahrscheinlichkeit ein
Ur- Ur-Enkel der
Christine von Diez
und damit ein
Ur- Ur- Ur-Enkel von
Pzin. Anna von Sachsen

Stammbaum
Norbert Horn

Johann Georg
Horn
*1783
Oberzeuzh?
†?
?
Katharina
Horn geb.
Heep
*?
?
†?
?
Christian

Rick
*?
Dorchh.?
†?
Dorchheim
Margarethe
Rick geb.
Jansen
*?
?
†?
?
Johannes

Scherer
*?
?
†?
?
Anna
Sche. geb. Max
*?
?
†?
?
Friedrich

Gotthard
*?
?
†?
?
Barbara
Gott. geb.
Blank
*?
?
†?
?
Johann Christian
Quernheim
*1778
Irmtraut
†1865
Irmtraut
Anna
Que. geb.
Nonn
*1789
Dorchheim
†1815 Irmtraut?
Johann Georg
Kreckel
*1787
Irmtraut
†1855
?
Anna Mar.
Kre. geb.
Quernh.
*1782
Irmtraut
†1839
Waldernb.
Johann

Schultheiss
*1785
Dorchheim
†1836
Dorchheim
Anna Ka.
Schu.. geb.
Abel
*?
?
†?
?
Johannes

Nonn
*1813
Dorchheim
†1868
?
Elisabeth
Nonn geb.
Kreckel
*?
*?
†1859
?
Johannes
Horn
*1813 Oberzeuzheim
†?
Katharina Horn
geb. Rick
*1820 Dorchheim
†1892 Dorchheim
Johann
Scherer
*1805 Dorchheim
†1875 Mühlbach
Margarethe Sche.
geb. Gotthardt
*1813 Mühlbach
†1876 Mühlbach
Johann Georg
Quernheim
*1823 Irmtraut
†1894 Irmtraut
Katharina Que.
geb. Kreckel
*1821 Irmtraut?
†1886 Irmtraut
Johann Georg
Schultheiss
*1819
†1881 Dorchheim?
Elisabeth Schu.
geb. Nonn
*1821 Dorchheim
†1884 Dorchheim?
Johann Christian
Horn
*1844 Dorchheim
†1922 Dorchheim
Katharina Horn
geb. Scherer
*1853 Mühlbach
†1902 Dorchheim
Georg
Quernheim
*1855 Irmtraut
†1909 Dorchheim
Margarethe Que.
geb. Schultheiß
*1852 Dorchheim
†1928 Dorchheim
Josef
Horn
*1878 Dorchheim
†?
Christina Horn
geb. Quernheim
*1880 Dorchheim
†1951 Dorchheim
Katharina
Quernheim
*1879 Dorchheim
†1888 Dorchheim
Elisabetha
Quernheim
*1882 Dorchheim
†?
Georg
Quernheim
*1885 Dorchheim
†1968 Bad Ems
Margaretha
Quernheim
*1895 Dorchheim
†?
Anton
Quernheim
*1888 Dorchheim
†1961 Limburg
Johanna?
Abel
*1887 Dorchheim
†1963 Dorchheim
Werner
Horn
*1915
†1981
Norbert Georg
Horn
*1911 Dorchheim
†1986 Dorchheim
Anni Horn
geb. Potsch
*1929 Heinrichswald
Wendelin Anton
Horn
*1912 Dorchheim †1945 Groß Kölzig
Erhard Josef
Horn
*1915 Dorchheim
†1938 Spanien
Hilda
Horn
*1917 Dorchheim
†2001 Frankfurt aM
Angela Heep
geb. Horn
*1922 Dorchheim
†2007 Langendb.
Toni
Heep
*1924 Langendb.?
†2014 Langendb.
Hildegard
Quernheim
*1920 Dorchheim
†1978 Dorchheim
Toni?
Will
*?
†?
Gerlinde Weil
geb. Horn
*1948 Dorchheim
Christa Schuch-
hard geb. Horn
*1950 Dorchheim
Inge Schork
geb. Horn
*1953 Dorchheim
Barbara Jung
geb. Horn
*1955 Dorchheim
Franz Georg
Horn
*1956 Hadamar
Norbert Anton
Horn
*1960 Dorchheim
Alexander
Horn
*1962 Dorchheim
†2016 Limburg
Erhard
Heep
*1954 Langendb.
†2015 Langendb.
Toni
Heep
*19??
Ulrich
Heep
*19??
Maria Hummer
geb. Quernh.
*1937 Dorchheim
†1996


Links: Geburten-, Ehe-, Sterberegister Frickhofen 1874-1955 und Dorchheim 1907-1955

Norbert Georg Horn (1911-1986)

Abiturient, Bauer, Soldat, Journalist, Hilfsarbeiter und nicht zuletzt Historiker

 Unser Vater (mitte) mit seinen Brüdern Erhard (links) und Wendelin (rechts). Das Foto entstand im ersten Weltkrieg, der Vater war Soldat, und das Festtagsgewand der Kinder war, der aktuellen Mode und der allgemeinen Kriegsbegeisterung entsprechend, der Matrosenanzug.
  Norbert Horn wurde 1911 als erste Kind von Georg Horn und Christine Horn geborene Quernheim geboren. Im folgenden noch die Brüder Wendelin und Erhard, weiterhin die Schwesten Hilda und Angela.
  Als unser Vater 1986 die Augen für immer verschloss, ging ein Leben zu Ende, in dem das Schicksal als seine Facetten ausgelebt hat. In der hoffnung von einem besseren Deutschland hat man sich vom Nationalsozialismus blenden lassen und stand nach dem Krieg
 Hochzeitsfoto 1948
vor einem Scherbenhaufen.......
 Das Foto enstand 1957
 Wenn sich jemand so ungern fotografieren lässt, ist schon sein Passfoto von gewissem Wert.

Georg Horn (12.08.1881-07.11.1945)

Der Vater von Norbert Horn und die verlorenen Kriege

 Auf dem Foto von 1915 erkennen wir Georg Horn als Zweitletzten von links in der hinteren Reihe. Dafür, dass seine Frau sich zuhause mit der Landwirtschaft, zwei kleinen Kindern und einem Säugling herum schlagen muss, wirkt Georg auf dem Foto doch recht entspannt.
 Das Foto von Georg Horn entstand ungefähr 1910, es könnte sich um ein Hochzeitsfoto handeln.
 Der dorchheimer Landwirtssohn Georg Horn übernahm die Landwirtschaft seiner Eltern und durch seine Heirat mit der dorchheimer Landwirtstocher Christina Quernheim wurde diese, getreu dem Vorsatz "Sach bei Sach", noch erheblich erweitert. So kam, unter anderem, die von seinem Schwiegervater Georg Quernheim erbaute und für damalige Verhältnisse recht große Scheune hinzu, die später von seinem Sohn Norbert und dessen Ehefrau Anni zum Wohnhaus umgebaut wurde (heute Dorchheim Dorfstraße 19). Auch dem Gemeindevorstand von Dorchheim soll er als streitbareres Mitglied angehöhrt haben.

 Das Nachträglich von der NS-Propaganda verliehen "Ehrenkreuz für Kriegsteilnehmer" des ersten Weltkrieges, verfehlte natürlich nicht die beabsichtigte Wirkung.
 Aber nicht die Landwirtschaft, sondern die Schmach des verlorenen Krieges waren Antriebfeder für sein gesellschaftliches Engagement. So treffen wir ihn in der Heimatgeschichte schon in der Weimarer Zeit, als leidenschaftlichen Werber für den Reitersturms der SA an.

 Als aktiver Soldat des 1. Weltkrieges, stand man auf der Seite derer, die noch zwei Rechnungen offen hatten. Die erste mit dem Erbfeind Frankreich und die zweite mit der eigenen Regierung. Die Franzosen hatten das deutsche Reich mit dem Versailler-Vertrag bis ins Mark gedemütigt und die eigene Regierung hatte mit der Akzeptanz dieses Vertrages das eigene Volk verraten. Mit den Nationalsoziallisten kam dann die Chance und als man dann noch 1934 für die Weltkriegsteilnahme von den Nazis ausgezeichnet wurde, war klar, wen man unterstützen musste, um wieder Gerechtigkeit in die Weltgeschichte zu bringen.

 Als 1945 der Spuk vorüber war, hatte man neben dem zweiten verlorenen Krieg auch zwei Söhne zu betrauern.

 Welche Schuld hatte man auf sich geladen? Der jüngste Sohn Erhard war gefallen und der mittlere Sohn Wendelin galt als vermisst, erst 11 Jahre nach dem Krieg sollte sich bestätigen, dass auch dieser gefallen war, zu diesem Zeitpunkt waren aber seine Eltern schon gestorben. Ein halbes Jahr nach Kriegsende starb Georg Horn im alter von 66 Jahren unter mysteriösen Umständen.

Christine Horn geb. Quernheim (03.07.1880-15.02.1951)

Die Mutter von Norbert als ruhender Pol der Familie?

 Georg war der Vater von Christine, mit ihm kam der Name Quernheim von Irmtraut nach Dorcheim, sollte dort aber nur eine Generation überleben
 Das Foto von Christine Horn geb. Quernheim entstand ungefähr 1910, es könnte sich um ein Hochzeitsfoto handeln.
 Geboren in Dorchheim im Niederdorf Nr. 44 als Kind von Georg Quernheim und Margarethe Quernheim geborene Schultheiss. Ihr Elternhaus war der Südliche von zwei direkt an die östliche Friedhofsmauer angrenzenden Bauernhöfe. Ein große Scheune mit Stall, ein eingestürzes Haus und einige Morgen Land waren die Mitgift aus dem Hause Quernheim.
























Brief der Mutter an ihren toten Sohn
  Diesen Brief schrieb Christine an ihren jüngsten Sohn Erhard, der war aber zu diesem Zeitpunkt schon zwei Tage Tot.
 Seite 1 und 4
 Seite 2 und 3
  Dorchheim 28.06.1938
  Lieber Erhard!

  Heute deinen lieben Brief, mit Freuden erhalten. Wir sind mit dem Heu fertig, bis Langendernbach, es ist schnell gegangen, mit mähen, und war gutes Wetter, also nicht viel Arbeit damit. Wir könnten aber einen guten Regen gebrauchen, zum Pflanzen setzen, ist aber noch keine Aussicht.
  Heute hat der Pitze Jakob und Noll's Maria Hochzeit in Bornhofen, ohne etwas feiern, ziehen bei Schulhannesen Schneider (wohnhaft gegenüber der Tankstelle Lenz, der Bruder von Schulhannese Toni, dem Vater von Ria Hummer), das Mühlen Maria wohnt ja bei Daums (Daums wohnten in dem abgerissenen Haus gegen über der Kirche, da wo jetzt eine neue Praxis von Dr. Mastall gebaut wird). Schneidmüllers Hanns (Vater von Holger Brass, der wohnte später in der Dorfstaße 1) war auf Urlaub, seiner Mutter ist schwer krank, wird nicht mehr gut werden. Es gibt gar nichts von Obst, ausser Trauben an der Scheuer. Goth (wer war dass, noch in der Zeitung vom 28.06.1938 recherchieren) scheint ja wieder viel Arbeit zu haben, sucht heute wieder im Nassauer Bote ... für Dauerstellung. Wir waren am Fronleichnams Mittag mit Nolls Peter seinem Auto in Arzbach. Papa und ich hatten Rita mitgenommen, das wäre dortgeblieben. Die Zwei (Angela und Hilda) sollten vorige Woche hinkommen, da wurde gefirmt, aber wegen dem Heu ist Hilda allein hin, Dienstag bis Freitag. Da hatte Tante Gretchen fast geweint, weil Angela nicht dabei war, ich hätte doch alle 2 gefragt, ich sagte es könnte ja dann mit dir hinkommen.
  Gestern war Papa mit Wendelin im Wald kamen spät heim, mussten wir drei das Futter heimholen. Im Kreis Limburg ist in vielen Dörfern die Klauenseuche, tritt immer weiter auf, das würde noch fehlen bei der Zeit; ist auch in Oberzeuzheim, geht viel Vieh kaputt.
  Wir haben die zwei Schweine verkauft, und am Samstag der Kleine gekauft. Sonst wüsste ich nichts mehr bis später, bekommst du alles erzählt. Wir alle freuen uns auf Juli, da habe ich im morgen den 58. Geburtstag. Hoffentlich können wir den Namenstag am 24. zusammen feiern.

  Viele herzlichen Grüsse von uns allen, Eltern u Geschwister,

  Deine Mutter

(In Klammer gemachte Erläuterungen standen natürlich nicht in dem Brief)


Erhard Josef Horn (17.01.1915-26.06.1938)

Der jüngste Bruder war der erste gefallene aus Dorchheim, mit erst 23 Jahren

 Erhard in Ausgeh-Uniform. Dieses Bild finden wir auch auf dem Totenbild wieder.
 Motorradfahrer mit Leib und Seele und bester Ausrüstung incl. Schlips. DKW E 200 Blutblase 1928?
 Ist es ein Horch 830 BL?


 Mit dem Auto durch die Wüste Spaniens


 Der junge Held am Ende seines Abenteuers, aufgebahrt vor der Scheune seines Elternhauses


 Satzstellung und Wortwahl tragen eindeutig die Handschrift von Norbert Horn
 Der sündhaft teure und große Grabstein aus Schweden-Marmor ziert heute das Grab seiner Schwester Hilda und seines Neffen Alexander.

  Der jüngste Bruder von Norbert war der einzige der eine Lehre absolvierte. Nach seine Lehre als Stuckateur war es ihm nicht möglich eine feste Arbeitsstelle zu bekommen und so reiste er bis an den Bodensee um eine Arbeitsstelle zu finden, aber auch diese Reise war nicht von Erfolg gekrönt. Die Einberufung in den Reichsarbeitsdienst Oktober 1935 beendete seine Arbeitslosigkeit, aber für ihn stand fest, schnellst möglich bei der Wehrmacht sein Auskommen zu finden, um so seinem Volk und Vaterland zu dienen. Ob seine Familie beziehungsweise sein Vater die Entscheidung beeinflussten ist wahrschein.

  Im Oktober 1936 rückte er dann in das Flakregiment 24 in Menden ein. Nach einem Jahr Dienstzeit, wieder im Oktober, kam er dann zur Legion Condor nach Spanien wo er laut Totenbild "7 Monate als furchtloser Kämpfer" teilnahm.

  Hier in Spanien (Einheit: F/88) fiel Erhard am 26.06.1938 als Gefreiter, auf der Straße (CV-20) zwischen Villarreal (Vila-real) und Onda (60 km nördlich von Valencia), durch einen Artillerievolltreffer zwei Tage vor seinem Heimaturlaub.

  Der Blumen überhäufte Zinksarg wurde vor der Scheune seines Geburtshauses aufgebahrt. Mit Fackeln stand eine Ehrenwache der Wehrmacht die letzte Nacht vor der Beerdigung an seinem Sarg und am nächsten Tag wurde er von einer Militärkappelle und einer riesigen Menge an Trauergästen auf den Friedhof begleitet. Zeitzeugen sprachen von der größten Beerdigung die Dorchheim jemals gesehen habe und so wurde Erhard Horn noch im Tot für die geniale Propaganda der NSDAP und deren Kriegsabsichten missbraucht.

  30 Jahre später, als man das Grab vor dem Einebnen wieder ausgrub, wollte sich Norbert den Schädel seines Bruders sichern, was seine Frau Anni aber zu verhindern wusste.

Am Ort des Todes
Ein Vorgesetzter, der mit im Unglückswagen saß, beschreibt in einem Brief an Erhards Onkel Georg, den Bruder seiner Mutter, die letzten Minuten vor dem Tod
 Es müsste ein Horch 830 BL gewesen sein. Das Bild lag dem Brief bei.
Der Brief (ist noch im Orginal vorhanden):
  Werder (Havel), 10.2.39 Luftkriegsschule
  Sehr geehrter Herr Quernheim!
  Heute erhielt ich Ihren Brief vom 6. 2. Ich habe mittlerweile meinen Standort gewechselt und bin unter der oben aufgezeichneten Adresse zu erreichen.
  Selbstverständlich bin ich gern bereit, Ihre Wünsche, soweit das in meinen Kräften ist, zu erfüllen.
  Ich kannte Erhard Horn schon von früher her, als er noch in Menden war. Er war in meinem Rekrutenzuge; denn ich hatte die zukünftigen Kraftfahrer. Was ich über ihn sage, entspringt nicht dem Bedürfnis oder der Sitte über einen von uns Gegangenen nur Gutes zu sprechen, sondern meiner ehrlichsten innersten Überzeugung. Er war von den ersten Tagen einer derjenigen, die mir durch ihre Dienstfreudigkeit, ihren Eifer, ihr kameradschaftliches Verhalten auffielen. Ich bin später in Menden auf Dienstreisen im Kraftwagen oft mit ihm zusammengefahren und habe mich immer wieder über seine Zuverlässigkeit, über sein herzgewinnendes Wesen gefreut.
  Als Kameraden vor ihm das von allen Soldaten, die ganze Kerle waren, ersehnte Kommando erhielten und ich ihn fragte, ob er sich das auch wünschte und runtergehen würde, sagte er aus voller Überzeugung mit seinem Jungenlachen im Gesicht "Aber sofort Herr Leutnant!"   Ich war daher auf das freudigste überrascht, als ich ihn im Februar vorigen Jahres wieder begrüßen konnte, ich bin dann oft wieder mit ihm gefahren. Das ihm anvertraute Fahrzeug, das ihm vom Chef zugewiesen war, weil Erhard sich nach dessen Meinung besonders dazu eignete, wußte er trotz widrigster Umstände stets auf einem Höchstmaß an Fahrzuverläßigkeit und Sicherheit und Sauberkeit zu halten. Er stand lieber eine halbe Stunde früher auf als daß er je mal mit dem Fahrzeug nicht zurechtkam.
  Am 26. Juni 1938 gegen 6,00 Uhr fuhren wir mit dem Chefwagen, in dem sich außer dem Chef und Erhard, der Dolmetscher und ich befand, zur Beobachtungsstelle, die in der Provinz Castellon de la Plana an der Straße Onda-Villareal lag. Erhard fuhr seinen Wagen in Deckung. Die Roten schossen den ganzen Tag Störungsfeuer auf diese Straße, ohne daß jedoch etwas passierte.
  Gegen 18,45 gab der Chef den Befehl zum Stellungswechsel, da in dem Augenblick nationale Bombenflieger die roten Stellungen bewarfen und die rote Artillerie schwieg. Da die Abmarschstraße gleichlaufend mit der Front war, sollte dieser günstige Augenblick ausgenutzt werden. Beim Einsteigen sagte der Chef zu Erhard: "Also, Horn, wenn's knallt halten das Lenkrad ordentlich fest und dann mit Vollgas durch!" Er erwiderte: "Jawohl", und lachte nur. Darauf ich: "Na, Horn, es wäre ja nicht das einzige und erste Mal, daß Sie durch Artilleriefeuer gefahren sind, Sie werden es schon machen, was?" (Er war bei Teruel und bei Caspe durch Maschinengewehr und Artilleriefeuer gefahren, ohne verletzt zu werden.) "Jawohl, Herr Leutnant, und wenns treffen soll, triffts doch!"
  Das war das letzte, was er gesagt; 45 Sekunden später war er tot. Der erste Schuß, den die Roten wieder abgaben, war ein Volltreffer in unseren Wagen. Das Geschoß detonierte unter dem Sitz von Erhard und warf ihn etwa, 20 m durch die Luft. Er zog sich eine Zertrümmerung des linken Oberschenkels, des Beckenbodens und des unteren Teiles des Rückgrates zu. Der Tod muß auf der Stelle eingetreten sein. Er wurde ins Krankenrevier nach Castellon gebracht; am Abend habe ich ihn zum letzten Mal gesehen.
  Bilder von ihm. besitze ich nicht; die beigelegte- Fotografie ist eine Aufnahme des Unglücksplatzes von Erhard in dem zerstörten Wagen. Ich werde versuchen, mit denjenigen Verbindung aufzunehmen, die Bilder von ihm haben müßten, und sie Ihnen dann zusenden. Da das einige Zeit in Anspruch nehmen wird, muß ich Sie um etwas Geduld bitten.
  Erhard war bei allen anderen Soldaten der Batterie ein äußerst beliebter Kamerad wegen seiner Offenheit und steten Hilfsbereitschaft. So traurig sein Tod und so schmerzlich sein Opfer für seine Angehörigen sein mag, so mögen sie doch stets daran denken, daß Erhard sein Leben für Deutschland und seine Größe hingegeben hat, damit der Bolschewismus nicht in Europa Fuß zu fassen vermag und einen erneuten Feldzug gegen, den Bestand des deutschen Volkes führen kann.
  Ich vergesse nicht sein lachendes Gesicht und doch seine Ergebenheit gegenüber dem Schicksal, seine Worte: "Jawohl, und wenns treffen soll, triffts doch."
  Er hat sich nicht zu quälen brauchen; er ist über die Schwelle des Lebens getreten, wie man zur Mittagszeit aus dem hellen Sonnenschein in den tiefen Schatten eines Hauses tritt.
  Und "daß sein Blut nicht unnütz geflossen ist, lehrt die jüngste Gegenwart und wird die fernere Zukunft beweisen. Er hat sich ein Denkmal in den Herzen der Kameraden gesetzt, die ihn nie vergessen werden.
  Sollte mich mein Weg in seine Heimat führen, so werde ich es nicht versäumen, sie und ihre Angehörigen aufzusuchen.
  Sie alle nochmals meines aufrichtigen Mitgefühls versichernd, verbleibe ich mit herzlichen Grüßen
  Ihr
  Günther Kluvertz


Wendelin Horn (29.10.2012-18.04.1945)

Der mittlere der Brüder ist als wahrscheinlich letzter Dorchheimer 21 Tage vor Kriegsende gefallen

 Erst 1956 wurde es für die Angehörigen zur Gewissheit, dass Wendlin gefallen war. Zu diesem Zeitpunkt war seine Mutter Christine schon 4 und sein Vater 11 Jahre tot.
 Wendelin, mit Adolf Oppermann bei einer sonntäglichen Kutschfahrt mit Schlips und Kragen und in Begleitung von zwei unbekannten Damen im Jahr 1938.
 Sein Werdegang war eigentlich vorgezeichnet, er sollte den Elterlichen Hof übernehmen und es war wahrscheinlich auch seine Berufung Bauer zu werden. Laut Erhard Will konnte er mit Pferden Umgehen wie kein Zweiter, aber auch in den anderen Dingen der Landwirtschaft war er erstklassig bewandert. Es kam aber alles anders, denn auch er sollte diesen unseligen Krieg nicht überleben.
 Wendelin wurde 1943, schwer verletzt, mit einem der letzten Krankentransporte, aus Stalingrad ausgeflogen. Wieder genesen war sein letzter Einsatzort Groß Kölzig in der Lausitz. Seine Einheit war ein Teil der 9. Armee.
  Die Rote Armee war mit ca. 2,5 Millionen Soldaten an der Oder und Neiße aufmarschiert und am 16.04.1945 bekann der letzte Großangriff, der unter dem Begriff "Schlacht um Berlin" in die Geschichtschreibung eingegangen ist. Der 1. Ukrainischen Front unter Marschall Konew gelang im Süden der rasche Durchbruch durch die deutsche Verteidigungslinie an der Lausitzer Neiße, südlich Cottbus bei Spremberg (hier liegt Groß Kölzig).
  Am 16/17.04.1945 kam es zu Kampfhandlungen in Groß Kölzig, die 70 Jahre später, in einem Artikel der Lausitzer Rundschau vom 20.04.2015, wie folgt beschrieben werden (das Bild ist nicht aus dem Artikel):

Das Birkenwäldchen wurde zum Massengrab


 Massengrab in Groß Kölzig von den ermordeten Soldaten. In der siebtletzten Reihe steht:
"HORN WENDELIN OGEFR. 29.10.2012-18.04.1945
Groß Kölziger erinnern an die Kämpfe im April 1945
 Das beschauliche Groß Kölzig ist am Ende des Zweiten Weltkrieges Schauplatz einer blutigen Tragödie geworden. Wenn Wolfgang Grätz über das Birkenwäldchen spricht, bittet der 78-Jährige seine Zuhörer um Ruhe.
  Was sich dort am Vormittag des 17. April 1945 ereignet hatte, weckt in dem pensionierten Lehrer besondere Emotionen. Grätz, der in der Mannschaft der Groß Kölziger Heimatstube tätig ist und sich als Gästeführer im Muskauer Faltenbogen engagiert, spricht von einer der "größten Tragödien zum Ende des Krieges in der Region"
Blutige Tragödie
 "An jenem Dienstag", so erzählt Wolfgang Grätz, "stürmten die sowjetischen Soldaten vom Sportplatz und von der Dorfstraße in diesen Wald. Dort lagen die Deutschen, die meisten keine 18 Jahre alt. Sie wurden von den Russen sofort erschossen, niedergeschlagen, abgestochen. Die verwundeten Soldaten im nahen Sanitätsbunker sind mittels Flammenwerfer ausgeräuchert worden." Grätz hat recherchiert, dass knapp 80 deutsche und 20 bis 30 russische Soldaten bei diesem Massaker ihr Leben verloren. Der damals Achtjährige, der nur einen Steinwurf vom Birkenwäldchen entfernt wohnte und dort bis heute lebt, sei zu jenem Zeitpunkt mit seiner Mutter und dem jüngeren Bruder bereits auf der Flucht vor der Front gewesen. Später habe Gerhard Rogenz, der das Geschehen aus einem Keller beobachtete, von dieser Tragödie berichtet.
 Heute erinnert nur noch wenig an das Grauen von vor 70 Jahren. Das Birkenwäldchen hatte sich bereits in den Jahren 1956/1957 zu einer Wohnsiedlung gewandelt. An der Bahnhofstraße steht noch eine alte Kiefer, deren Stamm vom Einschlag eines Geschosses kündet.
 Anlässlich der 70. Wiederkehr des Kriegsendes in Groß Kölzig hatte das Team der Heimatstube die Einwohner zu einem Vortrag und zu einer Exkursion zu den Schauplätzen geladen. Weit über 100 Gäste begaben sich auf Spurensuche. Warum ausgerechnet die Industriegemeinde Groß Kölzig am 16. und 17. April 1945 so umkämpft war, erklärt Heimathistoriker Hans-Jürgen Paulig so: "Entlang der Neiße befand sich die erste Verteidigungsstellung der Deutschen, an der Bahn von Forst nach Weißwasser die zweite und an der Spree die dritte. Und in Kölzig wurde erbitterter Widerstand geleistet." Soldaten wie Zivilisten waren angesichts des schnellen Vorstoßes der Sowjets gleichermaßen überrascht. Von der zehn bis zwölf Kilometer entfernten Neiße brauchten diese nur zwei bis drei Stunden bis Groß Kölzig. Aufgrund der etwas erhöhten Lage des Ortes hatten die Deutschen eine gute Sicht. "Sobald der Feind aus den Wäldern kam, wurde er niedergemäht", erklärt Paulig. Doch die Rote Armee überrannte am Ende den Ort regelrecht.
Zeitzeugen berichten
 Ältester Zeitzeuge während der Gedenkwanderung war der 84-jährige Rudi Krüger. Er erlebte als 14-Jähriger mit, wie die Rotarmisten in sein Haus im Conradgrubenweg eindrangen. Dann mussten sich alle Bewohner des Hauses an die Wand stellen. "Erschossen wurde dort zum Glück niemand", berichtet er.
 Nach "nur" 36 Stunden waren am 17. April 1945 die Kämpfe um Groß Kölzig vorbei. Die Sowjets wollten schließlich schnell nach Berlin.


Tipps für weitere recherchen:
Witwe Abel geborene Staudt > Rick Sterberegister Frickhofen
Wilhelm Horn Sterberegister Niederzeuzheim Nr.34 1875
Händler Georg Horn geb. ca 1869 Trautzeuge 1914 bei Johannes Blank Nr6